Wunderschöne Aquarellfarben selbst herstellen

Die Herstellung von Aquarellfarben ist einfach.

Farbpigmente + Bindemittel = Aquarellfarbe

Farbpigmente und Bindemittel kann man einkaufen. Oder selbst herstellen. Dann wird es komplexer und man taucht ein in einen magischen Prozess. Dank der Arbeit des Farbenherstellers Kremer Pigmente wird viel verloren gegangenes Wissen über Farben wiederentdeckt und zugänglich gemacht. Das Unternehmen ist eng verbunden mit Restauratoren, Instrumentenbauern und Künstlern in der ganzen Welt.

Zu Besuch bei der Firma Kremer Pigmente

Eine kleine Gruppe der Deutschen Aquarellgesellschaft (DAG) hat einen spannenden Tag bei dem Farbenhersteller Kremer Pigmente in Aichstetten verbracht. Thomas Rickert, ein Experte aus der Produktion, hat uns an seinem beeindruckendes Wissen über die Historie dieser Handwerkskunst und der Herstellung von Farben teilhaben lassen. Hier geht es zum Film in Youtube (18 Minuten).

Farbpigmente in kleinen Gläser sind in einem Foto abgebildet
Die Anzahl der Farben ist überwältigend

Wir haben gelernt, wie:

  • Pigmente aus Pflanzen gewonnen werden (Krapplack),
  • Erde gebrannt und weiterverarbeitet wird (Ocker),
  • Aquarellfarben aus Pigmenten (organisch/ anorganisch) und Bindemitteln  entstehen.

Der Workshop bei Kremer Pigmente bietet praktische Einblicke in das Mischen und Reiben von Pigmenten sowie das Testen der fertigen Farben. Neben den historischen und technischen Details haben wir erfahren, wie das Bindemittel für Aquarellfarben aus Gummi arabicum hergestellt wird und warum es wichtig ist, die Pigmente so fein wie möglich zu verarbeiten.

Wir haben gesehen, wie Farben auf Papier aufgetragen werden und welche Tests nötig sind, um die perfekte Konsistenz zwischen Pigment und Bindemittel zu erreichen. Abschließend zeigte uns Herr Rickert, wie wir die gewonnene Aquarellfarbe in Näpfchen abfüllen und trocknen lassen, um unsere eigenen Aquarellkasten zusammen zu stellen.

Pigmente aus Pflanzen gewinnen

Pflanzenfarben für Aquarellmalerei sind natürliche Farbstoffe, die aus verschiedenen Pflanzenteilen wie Blättern, Blüten, Rinden und Wurzeln gewonnen werden. Diese Farben bieten eine natürliche Alternative zu synthetischen Pigmenten und können eine große Vielfalt an Tönen und Schattierungen erzeugen.

Die gängigsten Pflanzenfarben für Aquarell:

  1. Indigo: Ein tiefblauer Farbstoff, der aus den Blättern der Indigofera-Pflanze gewonnen wird.
  2. Krapp: Ein roter Farbstoff, der aus den Wurzeln der Färberkrapp-Pflanze extrahiert wird.
  3. Gelbholz: Ein gelber Farbstoff, der aus dem Holz eines Maulbeerbaumes  gewonnen wird.
  4. Reseda (Wau): Ein gelber Farbstoff, der aus den Blüten der Reseda luteola-Pflanze gewonnen wird.
  5. Cochenille: Ein roter Farbstoff, der aus den getrockneten Körpern der Cochenilleschildlaus gewonnen wird. Obwohl es sich technisch gesehen nicht um eine Pflanze handelt, wird es oft in der natürlichen Farbstoffherstellung verwendet.
  6. Walnussschalen: Ein brauner Farbstoff, der aus den äußeren Schalen von Walnüssen gewonnen wird.
  7. Holunderbeeren: Ein purpurner bis bläulicher Farbstoff, der aus den Beeren des Holunder gewonnen wird.
  8. Verkohlte Obstkerne ergeben vielfältige Schwarztöne, die warm oder kalt erscheinen.

Wir haben Herrn Rickert bei der Herstellung von Krapplack über die Schulter geschaut. Wie es genau geht, ist hier im Video zu sehen und das genaue Rezept ist auf der Webseite von Kremer Pigmente.

Erden brennen und so den Farbton verändern

Mit viel Armkraft haben wir den Ocker im Reibschälchen verkleinert und mit sehr wenig Krafteinsatz gesiebt. Die Farbteilchen sollen möglichst kleiner 80 µm sein, also kleiner als 0,080 mm. Hier geht’s zum Video und zu einer Übersicht der Ockertöne von Kremer Pigmente.

Aquarellfarbe herstellen

Bestandteile von Aquarellfarbe

Im Wesentlichen bestehen Aquarellfarben aus:

  1. Farbpigmenten (Pigmente können natürlich oder synthetisch sein und beeinflussen die Farbintensität und Deckkraft),
  2. Gummi arabicum als Bindemittel (Das Bindemittel hält die Pigmente zusammen und sorgt dafür, dass die Farbe auf dem Papier haftet) und
  3. kleine Anteile von hochviskosem Glyzerin und Honig werden als Feuchtigkeitsmittel hinzugegeben (Bindemittel hält die Pigmente zusammen und sorgt dafür, dass die Farbe auf dem Papier haftet und die Farbe im Näpfchen nicht aufreißt).Generell in der industriellen Herstellung werden deutlich mehr Stoffe eingesetzt:
  • Füllstoffe: Diese werden hinzugefügt, um die Konsistenz der Farbe zu verbessern und die Handhabung zu erleichtern. Beispiele sind Kreide oder andere inerte Stoffe.
  • Konservierungsmittel: Diese verhindern das Wachstum von Schimmel und Bakterien in der Farbe.
  • Wasser: Dient als Lösungsmittel, um die anderen Bestandteile zu vermischen und die Farbe auftragbar zu machen.
  • Additive: Je nach Hersteller können zusätzliche Substanzen hinzugefügt werden, um spezielle Eigenschaften zu erzielen, wie z.B. die Verbesserung der Fließeigenschaften oder der Transparenz.

Jeder dieser Bestandteile trägt dazu bei, die einzigartigen Eigenschaften von Aquarellfarben zu erzeugen.

Prozess des Verreibens

Wir hatten die Qual der Wahl bei den Pigmenten und haben das fertige Bindemittel von Kremer verwendet. Pigment und Bindemittel wurden in einem kleinen Reibschälchen verrieben. Der Schritt entscheidet maßgeblich über die Qualität der fertigen Aquarellfarbe und braucht seine Zeit.

Abrieb-Test auf Aquarellpapier

Jedes Pigment verhält sich anders und braucht eine andere Menge an Bindemittel. Wie das Verhältnis genau aussieht, muss durch einen Test ermittelt werden.

Die angerührte Farbe wird auf einem Teststreifen Aquarellpapier dünn und gleichmäßig verstrichen. Die Aufstrich trocknet vollständig und wird dann auf Abrieb und feuchtem Glanz geprüft.

Feuchter Glanz im Gegenlicht

Es ist zuviel Bindemittel enthalten und der Mischung muss weiteres Pigment hinzugefügt werden.

Abriebtest

Wenn beim Reibetest mit leichtem Fingerdruck über die aufgestrichene Farbe Pigment am Finger bleibt, ist zuviel Pigment in der Mischung enthalten und weiteres Bindemittel muss hinzugefügt werden.

Mengenbestimmung von Pigment und Bindemittel

Vor der Verwendung von Pigment und Bindemittel werden die Behälter gewogen. Nach dem Herstellen der richtigen Mischung werden die Behälter wieder gewogen. Die Differenz ergibt die künftige Formel für das bestimmte Pigment.

Welche Pigmente sind geeignet?

Auf der Webseite von Kremer Pigmente werden 1275 Pigmente für die Erstellung von Aquarellfarben angeboten. Diese werden unterteilt in historische und moderne Pigmente, Erdfarben und Eisenoxide und viele weitere Kategorien.
In anderen Worten, die Vielfalt ist zu groß als das ein Künstler alle Farben wirklich verstehen und gezielt einsetzen kann. Es ist eine Entscheidung erforderlich.

Die Farbpigmente leuchten und können abhängig vom Bindemittel zu Öl-, Acryl-, Pastell oder Aquarell-Farben verarbeitet werden.

In Näpfchen oder Tuben abfüllen

Wir haben unsere Farben in eine Spritze aufgezogen und damit Näpfchen befüllt. Pro Näpfchen sind 5 Schichten ideal. Jede Schicht sollte trocknen bevor die nächste Schicht aufgetragen wird.

Das Abfüllen in Tuben kann auch erfolgen. Die fertige Farbe wird dann von hinten in die Tube eingespachtelt. Leere und hinten geöffnete Tuben sind bei Kremer Pigmente erhältlich.

Erster Test mit eigenen Aquarellfarben

2 Tage nach dem Besuch bei Kremer Pigmente habe ich Zeit für einen ersten Test der selbsthergestellten Farben gefunden. Sie waren teilweise noch nicht ganz durchgetrocknet und ließen sich daher sehr leicht anlösen. Wie das genau aussieht, ist im Video festgehalten.

Danke für diesen schönen und interessanten Workshop

Ein herzlicher Dank an die Firma Kremer Pigmente und ganz besonders an Herrn Rickert für diesen tollen Tag bei Bilderbuchwetter.

Danke auch an Sabine Ziegler von der Deutschen Aquarellgesellschaft für die Organisation des Workshops und an alle Teilnehmerinnen. Es hat viel Spaß mit euch gemacht! Bis zum nächsten Abenteuer.

Die Mitglieder der DAG, die den Workshop von Kremer Pigmente besucht haben, sind auf einem Foto abgebildet
Ein Workshop bei Kremer Pigmente mit Mitgliedern der Deutschen Aquarellgesellschaft